Klima-Hock Konsum und Lebensstil: Was bringt die anstehende Transformation mit sich?
Oder Wie schlimm wird´s denn?
Im vierten und letzten Hock dieses Jahres ging es um CO2-Probleme und -Lösungen jenseits von Technologien: Der Lebensstil spielt zwar in allen Emissionssektoren eine gewisse Rolle, ohne Technologien geht aber etwa bei Mobilität, Raumwärme und Erneuerbaren gar nichts. Und wir als BürgerInnen haben weitgehende Entscheidungsmacht: Welche Strecke lege ich überhaupt zurück, welches Verkehrsmittel wähle ich, und verzichte ich generell auf fossile Antriebssysteme? Beim Konsum von Bekleidung hingegen können wir nicht beeinflussen, mit welchen Technologien produziert und transportiert wird – der Hebel liegt nur im „Wieviel“ und bestenfalls „Woher“.
Die Impulse zu diesem interessanten Themenkomplex lieferten diesmal Kriemhild Büchel-Kapeller (Vize-Obfrau KlimaVOR! / FEB) und Franz Kuttelwascher (consolnow).
Hier zum Nachhören im kurzen Podcast:
Bedeutung des Konsums
Die erste Frage ist die nach der Relevanz: Spielen die Emissionen, die wir durch unseren Konsum, unseren Lebensstil verursachen überhaupt eine Rolle? Sehr wohl: Klammert man die Bereiche Bauen und Wohnen, Mobilität und Ernährung, und auch den gesamten Bereich der öffentlichen Emissionen aus, bleibt immer noch ein Drittel übrig: Für Bekleidung, Wohnungseinrichtung, elektrische und elektronische Geräte, Papier, Wasch- und Pflegeprodukte; aber auch für Sport- und Freizeitaktivitäten, die Wahl des Urlaubsdomizils und die damit zusammenhängende Anreise und letztlich auch noch jedes Auto, das in der Garage steht (also hergestellt werden musste). Alles eine Frage des Lebensstils.
Die Glücksfrage
Kriemhild Büchel-Kapeller argumentierte mit viel wissenschaftlicher Evidenz aus der individuellen Sicht heraus – was macht mich glücklich, was brauche ich wirklich? (consumere = verbrauchen). Gesundheit, Familie und Freunde, Beziehungen im Allgemeinen, Musik, Sport, Naturerlebnisse, sinnstiftende Aktivitäten – das sind die Themen, die neurobiologisch mit „Glück“ verbunden werden. Interessant auch der Rückblick von Sterbenden („Was Sterbende bereuen“), wo es nie um Materielles, sondern meist um Beziehungen (zu anderen und zu sich selbst) geht. Natürlich gehört zum Glück auch eine materielle Basis dazu, die liegt aber deutlich niedriger als die finanzielle Ausstattung der meisten Menschen der westlichen Gesellschaften.
Macht und Verantwortung der KonsumentInnen
Franz Kuttelwascher zielt mehr auf die äußere Wirkung des (Nicht-)Konsums ab: Was wir als KonsumentInnen nachfragen, wird (vermehrt) produziert, was wir im Regal stehen lassen, wird weniger produziert. Als gutes Beispiel liefert er den Bereich der Bio-Lebensmittel, die vor wenigen Jahrzehnten noch eine absolute Nische darstellten und heute in jedem Supermarkt in breitem Sortiment erhältlich sind. Umgekehrt wirkt es, etwa bei Kleidungsstücken gezielt nachzufragen, wo sie produziert wurden und die Kaufentscheidung davon abhängig zu machen. Zumindest Transport-Kilometer können so reduziert werden. Noch effektiver ist es allerdings, die Hose länger zu tragen oder im Secondhand-Laden einzukaufen…